[Rezension] Annette Dutton - "Das geheime Versprechen"

Annette Dutton - Das geheime Versprechen
Familiengeheimnisroman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Ilina Simeonova /Trevillion Images, FinePic®, München
ISBN-13: 978-3-426-51373-6
Seiten: 421 Seiten
Erschienen: 27. August 2014

Zum Inhalt 
Frankfurt, 1939. Die kleine Leah weiß nicht viel, nur, dass der Zug sie zu ihrer Pflegefamilie nach England bringen wird. Denn Juden haben es im eigenen Land zunehmend schwerer und sich nicht mehr sicher. Auf der Zugreise lernt sie den kaum älteren Michael kennen und beide haben einen Plan: Gemeinsam wollen sie ihre Familien nach England retten, doch das gestaltet sich schwerer als gedacht. Denn es geschehen Dinge, die Leah und Michael in große Schwierigkeiten bringen.

Meine Meinung
Ein Buch über die Liebe und den Tod, über das Gewinnen und Verlieren und über die Kraft und den Mut, sich für seine Überzeugung einzusetzen.

Mir hat dieses Buch sehr gefallen: es war spannend und fesselnd, aber auch berührend und sentimental – und hallt auch noch nach Beenden der Lektüre nach.

Es spielt auf mehreren Zeitebenen, die aber alle miteinander verbunden sind und nach und nach zu einer großen gemeinsamen Geschichte werden. Da jedem Kapitel immer voransteht, wann und wo es gerade spielt, kann man beim Lesen gar nicht durcheinander kommen. 

Die Geschichte beginnt im Jahre 1939. Die kleine Leah ist Jüdin und wird mit einem Zug nach England gebracht wird, um sie vor dem deutschen Regime zu schützen. Schon auf der Zugreise lernt sie den nur wenig älteren Michael kennen, und die beiden freunden sich an. Er hat es in England leider nicht so gut getroffen, denn für ihn findet sich keine Pflegefamilie wie für Leah, doch die beiden bleiben in Kontakt, denn sie haben einen Plan. Sie wollen ihre Familien ebenfalls nach England holen.

Der andere Erzählstrang handelt in der Gegenwart, in der Sarah etwas über „die vergessenen Kinder“ liest, englische Kinder aus armen Familien, die noch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein nach Australien gebracht wurden, um ihnen hier ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihr Vater David ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und weiß kaum etwas über seine Eltern. Sarah fragt sich nun, ob auch er eines dieser vergessenen Kinder sein könnte.

Beide Erzählstränge hatten ihre verschiedenen Reize und beide haben mir sehr gut gefallen. Als Leser ahnt man schon früh, wo hier die Verbindung liegen könnte, dennoch hat das Buch dann im Weiteren noch viele für mich unerwartete Wendungen gebracht. So war ich also stets neugierig, wie die Geschichte weitergeht, und das Buch wurde von mir in kürzester Zeit verschlungen. 

Das liegt sicherlich auch an dem angenehmen, wenn auch einfachen Schreibstil, der die Seiten hat nur so dahinfliegen lassen. Langatmig ist es zu keinem Zeitpunkt gewesen, Beschreibungen tauchen nur wenige auf – sind aber auch gar nicht nötig, denn die Geschichte und Personen selbst lassen ganz eigene Bilder vor Augen entstehen. Zwar ist das Buch nicht spannend im eigentlichen Sinne, dennoch mochte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht und ich habe mit Leah, aber auch Sarah und David mitgefiebert.

Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, vor allem Leah und Michael hat man ja von Kindheit an begleitet und sie heranwachsen sehen. Beide haben erstaunliches erleben müssen, schlimme Dinge, die sie dann zu den Menschen gemacht haben, die sie letztlich waren. Nicht alles konnte ich gutheißen, dennoch habe ich Verständnis entwickelt auch für die eine oder andere Handlung, auch wenn diese dadurch nicht gut oder entschuldbar geworden ist. Gerade Leah aber ist mir wirklich ans Herz gewachsen und ich habe Respekt vor ihr, wie sie ihr Leben dann doch trotz der ganzen widrigen Umstände zu leben weiß.

Die Autorin schafft es, auch schwierige Themen sensibel anzupacken und sie – obwohl sie so schwer und bedrückend sind – in eine fesselnde Geschichte zu packen. Man kann beim Lesen die Wut und Verzweiflung spüren, die bei den Überlebenden des Holocaust herrscht, genauso aber auch ihre Hilflosigkeit und Verletzlichkeit. Und ganz nebenbei lernt man beim Lesen auch noch einiges Geschichtliche dazu.

Mich konnte dieses Buch wirklich überzeugen und sicherlich ist es nicht das letzte Buch, das ich von der Autorin gelesen.

Mein Fazit
Man sollte vielleicht wissen, dass es in diesem Buch um die bekannten Kindertransporte nach England geht und der Holocaust eine große Rolle in der Geschichte spielt – lässt man sich aber darauf ein, bietet das Buch eine große Spannbreite von Gefühlen: es ist bedrückend und emotional, aber auch spannend und fesselnd und bietet interessante, starke Persönlichkeiten in einer bemerkenswerten Geschichte. 


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