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[Rezension] André Herzberg - "Alle Nähe fern"

André Herzberg - Alle Nähe fern
Roman

Verlag: Ullstein-Verlag
Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
Umschlagabbildung: © Herbert List/Magnum Photos/Agentur Focus
ISBN-13: 978-3-550-08056-2
Seiten: 272 Seiten
Erschienen: 6. März 2015

Zum Inhalt
Drei Generationen einer deutsch-jüdischen Familie – Großvater Heinrich, der sich in letzter Sekunde mit seiner Frau ins Exil retten kann, sein Sohn Paul, er schon zuvor nach England in Sicherheit gebracht wurde, nach Ende des Krieges dann als überzeugter Kommunist in die DDR geht. Und schließlich sein Sohn Jakob, der eine schwierige Kindheit verlebt und nach dem Mauerfall in eine existentielle Krise gerät. Eine Geschichte über die Zerrissenheit einer Familie und die oft schwierigen Beziehungen untereinander.

Meine Meinung
Das Cover des Buches hat mich sehr angesprochen, und es vermittelt eine Atmosphäre, die wunderbar zur Geschichte passt. Und auch der Klappentext hat mir gefallen, da ich Familiengeschichten eigentlich gerne lese.

In diesem Buch konnte mich aber leider die Umsetzung nicht überzeugen. Die drei Generationen übergreifende Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie wird in kurzen, zum Teil nur 2 Seiten langen Kapiteln erzählt und bedient sich eines ganz eigenen Erzählstils. Zunächst aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben, wechselt die Sichtweise etwa in der Mitte des Buches und Jakob, der Sohn der letzten Generation, tritt als Ich-Erzähler auf. Dabei ist der Schreibstil sehr eigen: die kurzen, oft abgehackte Sätze, die sehr einfach konstruiert sind, und die im Präsens geschriebenen Kapitel haben meinen Lesefluss sehr gestört. Manche mögen diesen Schreibstil als eindringlich bezeichnen, ich fand ihn leider nicht ansprechend. Es entsteht eine ganz merkwürdige Atmosphäre, hoffnungslos und verbittert, kalt und mutlos, und leider habe sich diese auch im ganzen Buch nicht mehr geändert. 

Es gibt nicht viele Beschreibungen, die bei mir haben Bilder im Kopf entstehen lassen, aber vieles wird nur beiläufig erwähnt, so dass man konzentriert lesen muss, um die Geschichte wirklich zu verstehen. Gelungen finde ich aber die Darstellung der Zerrissenheit der Familie, die verschiedenen Weisen, mit dem Schicksal umzugehen, sich ihm entgegenzustellen oder es anzunehmen. Durch den besonderen Schreibstil aber wirkt das Buch eher wie ein Bericht, so dass mir die einzelnen Charaktere fremd geblieben sind. Zu keinem habe ich eine Beziehung aufbauen können, auch sind sie kaum ausgearbeitet, wirken nur durch ihre Handlungen, weniger durch Gespräche oder Gedanken. 

Ich habe mich beim Lesen leider nicht wohlgefühlt und konnte in die Geschichte leider nicht eintauchen. Obwohl ich die Idee des Buches wirklich gut finde, hat mir die Umsetzung leider gar nicht zugesagt. Vielleicht aber waren es auch falsche Erwartungen oder der falsche Zeitpunkt für das Buch – so aber hat es mich leider nicht unterhalten können. 

Mein Fazit
Die Idee des Buches, die drei Generationen übergreifende Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie, finde ich sehr gut, die Umsetzung hat mich persönlich jedoch nicht angesprochen. Der Schreibstil ist eigenwillig mit kurzen Sätzen, die Stimmung im Buch fast durchweg getrübt und hoffnungslos, Beschreibungen gibt es nur wenig und die Geschichte wirkt eher wie ein Bericht als wie ein Roman. Ich würde empfehlen, erst eine Leseprobe anzuschauen – wenn einem dieser Stil gefällt, dann kann das Buch durchaus begeistern. Mich dagegen hat es leider nicht überzeugt. 


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