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[Rezension] Sarah Kuttner - "Mängelexemplar"

Sarah Kuttner - Mängelexemplar
Gegenwartsliteratur

Verlag: S. Fischer
Umschlaggestaltung: Koppitz & Johnson
ISBN-13: 978-3-100-42205-7
Seiten: 265 Seiten
Erschienen: 24. November 2009

Buchrückentext
„Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da.“

Meine Meinung
Schon länger wollte ich dieses Buch lesen, das sich ja mit den schwierigen Themen Depression und Angststörungen beschäftigt, wollte aber auch auf den richtigen Zeitpunkt warten - und der war jetzt gekommen. Und ich muss sagen, dass die Themen auf eine gute und interessante Art und Weise dargestellt wurden und ich so einen guten Einblick gewinnen konnte.

Dabei war ich anfangs skeptisch, denn der Schreibstil hat mir gar nicht gefallen und hat mir den Einstieg echt schwer gemacht: zu umgangssprachlich und modern, so dass ich doch oft zurückschreckte wegen sehr plakativer Floskeln und Ausdrücke. Aber ich bin dran geblieben an der Geschichte und habe mich an den Schreibstil gewöhnt – und im Nachhinein muss ich sagen, dass er genau richtig ist für diese Geschichte.

Sie ist aus Sicht der Protagonistin Karo erzählt, die mit ihren eigenen Worten sagt, was sie denkt und fühlt – und genau dadurch wirkt die Geschichte sehr authentisch. Karo beschönigt nichts, ist hart mit den anderen, aber genauso auch mit sich. Sie erzählt einfach gnadenlos, was sie fühlt – nicht nur im Rahmen der Depression, sondern auch während der Angstzustände und Panikattacken -, und das so eindringlich und packend, dass ich mich dem kaum entziehen konnte und mit ihr gefühlt und gelitten habe. 

Karo ist mir zwar sympathisch, aber auch schwierig als Charakter. Sie macht es einem nicht immer leicht, sie zu mögen mit ihrer eigenen und oft provozierenden Art, oft hätte ich sie gerne geschüttelt, dass sie die Welt auch mal mit anderen Augen sieht und offener auf die Menschen zugeht – aber ich denke, auch das ist Ausdruck ihrer Erkrankung.

So schonungslos Karo ihre Geschichte erzählt, bei der ich doch oft schlucken musste, so berührend ist sie aber auch und lässt den Leser am Ende hoffen und das Buch mit einem guten Gefühl zuschlagen. Es ist nicht alles eitel Sonnenschein am Ende, und doch hatte ich das Gefühl, Karo hat gelernt, mit ihrer Situation umzugehen und mit der Erkrankung zu leben.   

Mein Fazit
Ein gleichzeitig erschütterndes, aber auch hoffnungsvolles Buch, das gnadenlos die Höhen und Tiefen einer Depression zeigt und die Gefühle und Gedanken der zwar schwierigen, aber dennoch äußerst liebenswerten Protagonistin. Der Schreibstil ist sehr modern und umgangssprachlich, und ich habe auch etwas gebraucht, um mich an ihn zu gewöhnen, er passt aber einfach zur Geschichte, denn er ist authentisch und kann so wunderbar Karos Gefühle zeigen. Ein Buch, das nicht klassisch unterhält, aber packend ist auf eine andere Art und Weise. Ich fand die Geschichte sehr aufschlussreich und interessant und gebe 4 von 5 Sternen.



2 Kommentare:

  1. Eine sehr schöne Rezension!
    Caro ist für mich persönlich auch einfach Sarah Kuttner. Vom Charakter und von der Sprache. Ich finde es auch sehr spannend, wie schonungslos sie die Dinge beschreibt und eben auch sagt, dass sie sich selber anstrengend findet. Es ist keine Betroffenengeschichte, sie verharmlost nichts.

    Hachja und übermorgen ist es dann endlich soweit: Mängelexemplar kommt als Verfilmung in die Kinos!!! Ich durfte ihn ja schon vorab schauen und kann nur sagen: Er ist toll geworden. Lustig, tragisch, kreativ, schnell, ergreifend. Morgen kommt dazu eine ausführliche Rezension auf unserem Blog. Vielleicht interessieren dich ja ein paar Details. ;)

    Liebe Grüße
    Katharina von
    Großstadtgedanken

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    1. Danke schön!
      Ich habe einen Trailer gesehen zu dem Film - den mochte ich aber gar nicht. Irgendwie schien es mir eher wie eine Komödie zu sein und auf Witze abzuzielen - und das finde ich bei diesem Thema unpassend. Aber vielleicht war das auch ein falscher Eindruck von mir - deshalb werde ich mir gerne deine Rezension zum Film anschauen. :-)

      LG Sabine

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