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[Rezension] Ken Follett - "Die Säulen der Erde"

Ken Follett - Die Säulen der Erde (Kingsbridge #1)
Historischer Roman

Verlag: Lübbe
Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau
Umschlagabbildung: Southern Porch of St. Vulfran, Abbeville, Ruskin, John (1819-1900) © Ashimolean Museum, University of Oxford, UK, /The Bridgeman Art Library; 2006 TASCHEN GmbH; 2006 Pepin van Roojen; 2005 World Designs
ISBN-13: 978-3-785-72352-4
Seiten: 1295 Seiten
Erschienen: 14. Oktober 2008
Originaltitel: „The Pillars of the Earth“
Übersetzer: Gabriele Conrad, Till Lohmeyer, Christel Rost

Buchrückentext
„England 1123-1173. Es ist eine Zeit blutiger Auseinandersetzungen zwischen Adel, Klerus und einfachem Volk, das unter Ausbeutung und Not leidet. Philip, ein junger Prior, dessen Eltern von marodierenden Söldnern abgeschlachtet wurden, träumt den Traum vom Frieden: eine Kathedrale gegen die Mächte des Bösen. Er und sein Baumeister Tom Builder, dessen Stiefsohn Jack und die Grafentochter Aliena müssen sich in einem Kampf auf Leben und Tod gegen ihre Widersacher behaupten, ehe Kingsbridge Schauplatz des größten abendländischen Bauwerks, der Säulen der Erde wird…“

Meine Meinung
Schon lange wollte ich diesen historischen Klassiker lesen, und obwohl ich dicke Bücher eigentlich nicht scheue, habe ich vor diesem gut 1200 Seiten dicken Wälzer doch einigen Respekt gehabt.
Und ich kann jetzt auch nicht sagen, dass mich das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen hat, denn ich hatte große Probleme, in die Geschichte reinzukommen. Auf den ersten 300 Seiten war ich einfach nicht gefangen von der Geschichte, fand sie zäh und langatmig. Zwar haben mir die Charaktere gefallen, aber Spannung ist einfach nicht aufgekommen. Ich habe das Buch dann ein paar Tage pausiert, denn ich hatte einfach kein Interesse daran, wie es mit der Geschichte weitergeht.

Doch ich habe es dann doch noch einmal versucht – und ich kann sagen: der Knoten ist geplatzt. Warum auch immer mir der Einstieg so schwer gefallen ist (ich vermute, es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für die Geschichte), fand ich es dann plötzlich super. Ich hatte alles bildlich vor Augen, habe mit den Charakteren gefiebert und war total in der Geschichte gefangen – unbedingt wollte ich wissen, wie es weitergeht und habe den Wälzer in wirklich kurzer Zeit beendet.

Die ganze Geschichte rankt sich um den Bau der Kathedrale zu Kingsbridge, doch die Geschichte bietet viel mehr als einfach nur die Errichtung des Gotteshauses. Man lernt Tom Builder, den Baumeister, mit seiner Familie kennen, seinen Widersacher Lord William, das Kloster vor Ort mit seinem Prior Philipp und den unterschiedlichsten Mönchen – es geht um Neid und Missgunst, um den ständigen Kampf zwischen Adel und dem niederen Volk. Über 50 Jahren hinweg begleitet man die Bewohner des einstigen Dorfes Kingsbridge, erlebt sie in guten und in schlechten Zeiten, fiebert mit ihnen bei Kämpfen und Schlachten, aber auch bei Hungersnöten und dem täglichen Kampf ums Überleben. Die Figuren sind wunderbar gestaltet, sie wirken authentisch, weil sie alle eine eigene Geschichte haben und einige von ihnen habe ich wirklich ins Herz geschlossen. Tom Builder konnte ich zwar nicht immer verstehen, warum er gerade dieses oder jenes tut, doch trotz seiner manchmal egoistischen und wenig klugen Art trug er doch sein Herz am rechten Fleck. Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich aber Jack, seinen Stiefsohn, und Aliena, eine Grafentochter, die unter Lord Williams Brutalität ganz besonders zu leiden hatte.

Die Bösen unter den Charakteren sind vielleicht ein wenig zu böse gerade, hier denke ich zum Beispiel an William, der wirklich mit keiner guten Eigenschaft aufwarten kann und so leider überhaupt nicht glaubhaft war - trotzdem aber konnte ich das gut verschmerzen, weil er natürlich die Geschichte immer wieder in Gang gebracht hat, indem er den Bau der Kathedrale stört und dabei auch vor Blutvergießen nicht zurückschreckt.

Das Buch hat wirklich von allem etwas zu bieten: es gibt Schlachten und Kriege, Intrigen und Lügen, aber auch Liebe, Freundschaft und Vertrauen. Man verbringt viel Zeit in England, reist aber auch durch die Lande, man bekommt Einblick in das damalige Leben und den ewigen Kampf zwischen Adel und niederem Volk. Nachdem bei mir der Knoten einmal geplatzt war, fand ich die Geschichte spannend und fesselnd, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Durch den eingängigen Schreibstil sind die Seiten nur so dahingeflogen und trotz vieler Beschreibungen, die bei mir einen Film vor Augen haben ablaufen lassen, war es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Wenn man nach 1200 Seiten denkt „Ooh – schon vorbei?“, dann sagt das doch eigentlich alles über ein Buch, oder?

Mein Fazit
Auch wenn mir der Einstieg sehr schwer gefallen ist (was ich aber nicht dem Buch vorhalte, sondern eher dem falschen Zeitpunkt der Lektüre), konnte mich dann die Geschichte völlig einnehmen. Ich bin abgetaucht nach England ins 12. Jahrhundert, habe mit den sympathischen Charakteren gefiebert und gelitten, hatte bei den tollen Beschreibungen alles genau vor Augen und wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Der eingängige und leicht lesbare Schreibstil hat dann erst recht die Seiten nur so dahinfliegen lassen. Es geht nicht einfach nur um den Bau einer Kathedrale – das Buch bietet viel mehr. Kämpfe und Schlachten, Intrigen und Verrat, Liebe und Hass, aber vor allem auch Freundschaft und Vertrauen sind nur einige Themen in diesem opulenten Werk. Vor der hohen Seitenzahl sollte man wirklich nicht zurückschrecken und gerade Freunde historischer Romane sollten diesen Klassiker gelesen haben. Von mir gibt es 5/5 Sternen.

Kingsbridge - Reihenfolge
1. Die Säulen der Erde
2. Die Tore der Welt
3. Das Fundament der Ewigkeit
4. Der Morgen einer neuen Zeit 



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