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[Rezension] Sabine Weigand - "Das Buch der Königin"

Sabine Weigand - Das Buch der Königin
Historischer Roman

Verlag: Krüger-Verlag
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Umschlagabbildung: Bridgeman Art Library, Berlin
ISBN-13: 978-3-810-52666-3
Seiten: 459 Seiten
Erschienen: 26. Juni 2014

Buchrückentext
„Es ist die berühmteste Geburtsszene des Mittelalters: Konstanze, Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI., vierzigjährig, als unfruchtbar verschrien, hochschwanger. Um jeden Preis muss sie die Legitimität ihres Kindes sicherstellen. Und so bringt sie ihren Sohn öffentlich, auf dem Marktplatz von Jesi, zur Welt. Die Nachwelt kennt sie als Mutter des Stauferkaisers Friedrich II. Aber welcher Weg liegt wirklich hinter Konstanze von Sizilien? Wem gehört ihre Treue: ihrer Heimat Sizilien oder ihrem Mann, dessen Grausamkeit sie entsetzt?“

Meine Meinung
Schon lange wollte ich etwas von Sabine Weigand lesen und habe mich sehr gefreut, als ich dieses Buch bei einer Verlosung gewonnen habe. Und auch wenn mir der Einstieg schwer gefallen ist, hat mich das Buch am Ende doch begeistern können.

Das Buch beginnt ungewöhnlich, nämlich mit einem Prolog, der ein knappes Jahr nach dem Ende des Buches spielt, so dass man als Leser schon weiß, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, was aber die Spannung in keinster Weise mindert. Man lernt gleich Konstanze de Hautville kennen, um die sich die ganze Geschichte spinnt, aber sie ist nicht die einzige Protagonistin, denn es gibt mehrere Hauptfiguren in unterschiedlichen Handlungssträngen, die oft parallel verlaufen, aber immer wieder ineinander greifen und zum Schluss ein großes Ganzes ergeben.

Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, die entweder aus Sicht Konstanzes, die als Ich—Erzählerin auftritt, geschrieben sind oder von einem allwissenden Erzähler, wo dann eine der anderen Figuren im Mittelpunkt steht. Zeitlich können zwischen den oft auch nur wenige Seiten langen Kapiteln auch schon mal ein paar Jahre liegen, so dass man schon auf die Überschriften achten sollte, in denen das Jahr jeweils angegeben ist. Hier hätte ich mir mehr Kontinuität gewünscht und nicht die genannten Zeitsprünge, denn das hat für mich die Geschichte zum Teil sehr abgehackt wirken und sie nicht wie aus einem Guss gemacht erscheinen lassen. 

Die Geschichte selber hat mich dafür absolut überzeugt – das Leben Konstanzes von Hauteville, die für Sizilien kämpft, dabei nicht nur gegen die Konventionen, sondern vor allem auch gegen ihren Mann Heinrich VI agieren muss, die einiges einstecken muss und die die Grausamkeit des Mittelalters auch am eigenen Leib zu spüren bekommt, hat mich sehr beeindruckt. Es ist keineswegs eine trockene Geschichte, auch wenn Konstanze eine historische Persönlichkeit ist und tatsächlich gelebt hat, dafür sorgen die geschickt um die Königin gestrickten fiktiven Handlungsstränge mit interessanten Charakteren, die ich zum Teil gerne begleitet habe, zum Teil aber auch zutiefst verabscheut habe. 

Nach und nach werden dabei alle Personen in die Geschichte eingeführt und trotz der Vielzahl der Figuren bin ich da nie durcheinander gekommen. Zwar weiß man am Anfang noch nicht, wie die Charaktere aus den einzelnen Kapiteln zueinander stehen, das aber klärt sich nach und nach. Konnte mich das Buch bereits am Anfang packen, so hat sich die Spannung stetig gesteigert bis zum letzten Drittel, das ich in einem Rutsch gelesen habe, weil es spannend und fesselnd war, dass ich einfach nicht mehr aufhören wollte zu lesen.

Die Charaktere sind toll gezeichnet, so dass ich sie mir zum einen gut vorstellen konnte, ich sie zum anderen aber auch authentisch und glaubhaft fand. Gerade auch die historischen Persönlichkeiten haben nun für mich ein Gesicht und ich habe mit Konstanze und natürlich auch mit einigen fiktiven Personen richtig gefiebert und gelitten, so sehr sind sie mir ans Herz gewachsen.

An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, denn das Buch ist im Präsens geschrieben, und das hat mir den Einstieg auch sehr schwer gemacht. Ich finde einfach, dass diese Zeitform nicht zu einem historischen Roman passt. Zwar habe ich mich im Laufe der Geschichte dran gewöhnen können (bzw. müssen), trotzdem aber bin ich immer wieder über einzelne Sätze gestolpert und fand das Lesen dadurch oft hakelig. Ansonsten ist der Schreibstil aber sehr angenehm – er ist gut lesbar und vermittelt dennoch eine historische Atmosphäre. Toll fand ich da auch die immer mal wieder eingestreuten Briefe, die in Mittelhochdeutsch verfasst sind und die man – nicht nur der Wortwahl, sondern auch der Schreibweise wegen – wirklich konzentriert lesen muss. Aber keine Angst, diese Briefe gibt es nur selten und haben meinen Lesefluss überhaupt nicht gestört.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und sicherlich werde ich von der Autorin weitere Bücher lesen, einen halben Stern ziehe ich nur wegen der Erzählweise im Präsens und der Zeitsprünge zwischen den Kapiteln ab. Ich gebe 4,5/5 Sternen und empfehle das Buch gerne weiter.

Mein Fazit
Ein tolles Buch, in dem Königin Konstanze von Sizilien im Mittelpunkt steht. Geschickt hat die Autorin das Leben und Werken dieser historischen Persönlichkeit mit fiktiven Handlungssträngen und Figuren verstrickt, herausgekommen ist ein spannender und fesselnder Roman, der mich begeistert und mir einige historische Persönlichkeiten näher gebracht hat. Das Buch lässt sich für einen historischen Roman sehr leicht und flüssig lesen, gestört hat mich lediglich die Zeitform Präsens, in der das Buch geschrieben ist. Der Spannung aber hat das keinen Abbruch getan, so dass ich das Buch gerne empfehle und 4,5/5 Sternen vergebe.


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