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[Rezension] Anna Seidl - "Es wird keine Helden geben"

Anna Seidl - Es wird keine Helden geben
Gegenwartsliteratur

Verlag: Oetinger-Verlag
Einband: Cornelia Niere
ISBN-13: 978-3-7891-4746-3
Seiten: 255 Seiten
Erschienen: 20. Januar 2014

Zum Inhalt 

Miriam ist 15 und ein ganz normaler Teenager. Bis zu dem Tag, der ihr ganzes Leben verändert: sie wird Zeugin eines Amoklaufs, den sie nur knapp überlebt, ihr Freund Tobi stirbt jedoch vor ihren Augen. Nichts ist seitdem mehr wie vor dem Anschlag, und Miriam stellt sich mehr als einmal die Frage, wie sie jetzt noch weiterleben kann. Hätte sie Tobi retten können, ihm helfen müssen und wie viel Schuld hat sie selbst an diesem Amoklauf? 

Meine Meinung
Mich hat dieses Buch überzeugt! Die Geschichte beginnt mit dem Amoklauf und gleich bin ich mittendrin im Geschehen, kann die Angst und Verzweiflung von Miriam spüren. Danach flacht zwar die Spannung ab, dennoch bleibt das Buch packend und schockierend. Selten habe ich die Gefühle einer Protagonistin so nachvollziehen können wie in diesem Buch, Miriams Verzweiflung, ihren Ringen mit sich selbst, ihre Zerrissenheit wird so plastisch dargestellt, dass ich sie wirklich spüren kann. 

Dabei drehen sich Miriams Gedanken um immer die gleichen Themen - hätte sie sich um Tobi kümmern müssen und ihn vielleicht retten können, trägt sie selber eine Mitschuld an dem ganzen Amoklauf durch ihre Äußerungen und Aktionen dem Amokläufer gegenüber und natürlich die Frage, wie sie mit dieser Schuld und ohne Tobi überhaupt weiterleben kann und soll. 

In Rückblenden bekomme ich Einblick in das Leben Miriams vor dem Amoklauf – sie ist ein ganz normaler Teenager, mit ihren Freundinnen will sie die Welt erobern, mit Tobi ihr ganzes Leben teilen und mit der Situation zuhause – ihre Mutter hat sie verlassen und sie lebt mit ihrem Vater – hat sie sich gut arrangiert. 

So kann ich dann auch ihren ganzen Verlust nach dem Amoklauf verstehen, denn nicht nur ist Tobi tot, auch ihren Freunde hat sie verloren, denn jeder ist zunächst mit sich beschäftigt und muss erst lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Dies dauert – doch auch Miriam öffnet sich erst nach und nach ihrer Familie und ihrer Psychologin und auch wenn sie selber das Gefühl hat, niemals mehr ein normales Leben führen zu können, ist ihre Entwicklung wirklich toll – und vor allem auch glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt.

Dabei hilft ungemein der Schreibstil von Anna Seidl, die beim Schreiben des Buches gerade mal 16 Jahre alt war. Mit kurzen, zum Teil abgehackten Sätzen beschreibt sie das Geschehen und die Gefühle Miriams, dabei ist die Sprache sehr jugendlich und umgangssprachlich. Das macht das Ganze für mich authentisch und glaubhaft.

Ich habe beim Lesen mit Miriam gelitten und gefühlt, vielleicht hätte ich mir ein paar mehr Seiten gewünscht, auf denen das Geschehene, die Gefühle und die Entwicklungen der verschiedenen Menschen beschrieben und aufgearbeitet wird. 

Mein Fazit
Ein toller Roman über die Auswirkungen eines Amoklaufs – hier jedoch wird nicht der Täter beleuchtet, sondern die Opfer, und die haben ein ganz schön großes Päckchen zu tragen. Glaubhaft und authentisch erzählt Anna Seidl die Geschichte Miriams – ihre Gefühle, ihre Verzweiflung und letztlich ihren Weg in ein anderes, neues Leben. 4,5 Sterne von meiner Seite.


2 Kommentare:

  1. Genauso habe ich auch empfunden. Ich bin der Meinung, das dieses Buch eigentlich Schulpflichtlektüre werden sollte.
    Genauso wie 19 Minuten, obwohl es doch anders ist.
    Liebe Grüße
    Anja vom kleinen Bücherzimmer

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    1. Stimmt - "19 Minuten" und "Es wird keine Helden geben" sind ganz unterschiedlich - nd wenn du dich für das Thema interessierst, kann ich dir noch "Ein toter Lehrer" empfehlen. :-)

      LG Sabine

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