[Rezension] Ursulas Niehaus - "Die Stadtärztin"

Ursulas Niehaus - Die Stadtärztin
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: The Bridgeman Art Library
ISBN-13: 978-3-426-66360-8
Seiten: 430 Seiten
Erschienen: 3. November 2014

Buchrückentext
„Ulm, im 16. Jahrhundert. Der jungen Agathe Streicher gelingt es, als erste Ärztin in Deutschland den Amtseid abzulegen und zu praktizieren – gegen den Widerstand ihrer eigenen Familie und der angestammten Ärzte. Doch der Preis für ihren Erfolg ist hoch…“

Meine Meinung
Die Idee, eine historische Figur als Protagonistin zu wählen, ist zwar nicht neu, doch mit „Die Stadtärztin“, in dem sich alles um das Leben der Agathe Streicher dreht, ist ein unterhaltsamer, aber auch lehrreicher historischer Roman entstanden.

Das Buch beginnt spannend und man wird direkt ins Geschehen des 16. Jahrhunderts reingeschmissen. Man wird Zeuge, wie Helle, die ältere Schwester Agathes, bei einer Plünderung schwer verletzt wird und die kleine Agathe alles gibt, um ihrer Schwester zu helfen. Da schon erkennt sie ihre Liebe zur Medizin, eine Liebe, die sie fortan in ihrem Leben begleiten wird. Doch zu dieser Zeit gibt es für eine Frau keine Möglichkeit zu studieren, und Agathe sucht sich in ihrer Beharrlichkeit andere Wege, ans Ziel zu kommen. Man begleitet sie über viele Jahre, in der sie in einem Siechenhaus arbeitet, sie aber auch Ärzten, Badern und  Chirurgen über die Schultern schauen darf. 

Das Buch liest sich sehr leicht und angenehm, der Schreibstil ist einfach gehalten und gut verständlich. Zu keinem Zeitpunkt wurde das Buch langweilig oder langatmig. Gerade die Beschreibungen über die Heilkunst des 16. Jahrhunderts fand ich sehr interessant – und dabei wurde sowohl über die Arbeiten eines Studierten, genauso aber über die eines Chirurgen berichtet. Diese Teile sind zwar aufschlussreich, wirken jedoch in ihren Beschreibungen etwas geschönt und gar nicht so schrecklich, wie ich sie mir in meiner Phantasie vorstelle. Denn Kranksein im Mittelalter war sicherlich kein Vergnügen.

Die Autorin hat es wirklich geschafft, einen unterhaltsamen Roman zu schaffen, in dem man neben den medizinischen Beschreibungen auch noch einiges über historische Ereignisse und theologische Diskussionen lernt. Denn die Geschichte spielt in der Zeit, in der sich die Schwenkfelder Lehre verbreitete, eine spiritualistische Bewegung, zu der sich auch Agathe bekannte, eine Bewegung, die aber nicht nur Anhänger hatte und somit auch zu Verfolgung und Anfeindung führte. 

Nicht so gut gefallen hat mir die Atmosphäre im Buch. Ich stelle mir das Mittelalter sehr düster und brutal vor, gerade auch bei medizinischen Handlungen wurde da sicherlich nicht gehadert oder zimperlich mit den Leuten umgegangen. Hier im Buch jedoch wirkte das alles auf mich sehr gutmütig, und das Mittelalter wirkte längst nicht so schrecklich, wie ich es aus anderen Büchern kenne. Auch die Charaktere waren mir an einigen Stellen zu flach gestaltet, manche sogar sehr oberflächlich und an gängige Klischees erinnernd. Agathe ist mir zwar wirklich ans Herz gewachsen und für ihre Zeit eine sicherlich außergewöhnliche Frau, doch auf mich machte sie immer einen lieben, gutmütigen und oft auch naiven Eindruck und vieles schien ihr in den Schoß zu fallen. Dabei denke ich, dass sie ganz schön kämpfen musste für ihre Sache, doch hier im Buch ist mir dieser Kampf leider zu kurz gekommen der Biss, den ich bei Agathe vermute, hat mir leider gefehlt.  

Trotz der Kritikpunkte hatte ich beim Lesen meinen Spaß und wurde gut unterhalten. Der einfache Schreibstil hat das Lesen leicht und angenehm gemacht, so dass das Buch von mir rasch beendet wurde. Ich gebe dem Buch 3,5/5 Sternen und würde es allen Neueinsteigern in das Genre historischer Roman empfehlen.

Mein Fazit
Die historische Figur Agathe Streicher, die als erste Ärztin im Mittelalter den Eid ablegte, spielt den Mittelpunkt dieses historischen Romans, der fesselt und spannend ist und interessante Einblicke in das Leben der Agathe Streicher liefert. Das Buch liest sich sehr angenehm durch einen einfachen Schreibstil, mir hat jedoch leider die mittelalterliche Atmosphäre etwas gefehlt. Auch die Charaktere waren mir an manchen Stellen zu flach gezeichnet, hier hätte ich mir mehr Biss gewünscht. Dennoch wurde ich gut unterhalten und habe ganz nebenbei auch noch ein Menge gelernt – denn es geht nicht nur um die Medizin, sondern auch um theologische Debatten und spiritualistische Bewegungen. Ich gebe dem Buch daher 3,5/5 Sternen.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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