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[Rezension] Simone van der Vlugt - "Emma - Die Zeit des schwarzen Schnees"

Simone van der Vlugt - Emma - Die Zeit des schwarzen Schnees
Historischer Jugendroman

Verlag: C. Bertelsmann
Umschlaggestaltung: Klaus Renner
Umschlagfoto: Ophelia von Julia Margaret Cameron, The Art Institute of Chicago/Yale
ISBN: 3-570-12627-7
Seiten: 220 Seiten
Erschienen: 2001

Zum Inhalt 
Süd-Limburg, 1845: Die 12jährige Emma muss mit ihrer Familie den Hof verlassen, nachdem sich nach einer Missernte die Schulden immer mehr anhäufen und letztlich nicht mehr bezahlt werden können. Doch Arbeit gibt es nur wenig im Land, und jeder kämpft täglich ums Überleben. Wählerisch darf man da nicht sein  - so verschlägt es die Familie nach Kerkrade, wo sie die Chance erhalten, in einem Bergwerk zu arbeiten. Zwar bekommt die Familie dadurch etwas Geld zum Leben, doch die Arbeit ist hart und sehr gefährlich…

Meine Meinung
Ein schöner historischer Jugendroman, der zwar kein Pageturner ist, dafür aber sehr interessant und informativ.

Toll fand ich das Thema dieses eher dünneren historischen Buches, denn es beschäftigt sich mit der Kinderarbeit im Bergbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dass es dann auch noch bei mir „um die Ecke“ in den Niederlanden spielt und ich die Gegend gut kenne, hat das Lesen noch einmal interessanter gemacht, dennoch glaube ich nicht, dass die Umstände in Deutschland zu der Zeit wirklich besser gewesen sind.

Die Beschreibungen, was unter der Erde von den Bergarbeitern – und hier sind sowohl Erwachsene als auch Kinder gemeint – getan werden muss, waren schon sehr eindrücklich und schockierend. Die schrecklichen Umstände, die unmittelbaren Gefahren, denen die Arbeiter ausgesetzt waren, aber auch die Spätfolgen, wenn man Jahrzehnte unter Tage sein Geld verdiente – all das hat die Autorin wirklich wunderbar vermittelt, denn sie hat es geschafft, historische Fakten in eine berührende und ergreifende Geschichte zu packen. Emma, ein 12jähriges Mädchen, ist die Hauptfigur des Romans, doch es geht auch um ihre Familie, die – nach einer Missernte vom eigenen Hof vertrieben – das Dorf verlassen muss, um sich in Kerkrade niederzulassen. Die ganze Familie arbeitet bald unter Tage, um überhaupt genug Geld für den Lebensunterhalt zusammenzukriegen, egal ob Vater, Mutter oder auch die Kinder. 

Der Schreibstil ist sehr angenehm und – obwohl er doch der Zeit des 19. Jahrhunderts angepasst ist – lässt er sich hervorragend lesen. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, es sind Menschen, wie ich sie mir wahrhaftig vorstellen kann, und ich habe mich als Teil des Dorfes, sogar als Mitglied der Familie gefühlt. Vor allem aber hat die Autorin geschafft, die bedrückende Atmosphäre der Zeit einzufangen, den täglichen Kampf ums Überleben, was soll gegessen werden, wenn der Schrank mal wieder leer ist und – wie makaber – wovon können Kohlen gekauft werden, um im Winter nicht zu erfrieren. So interessant es auch war, Einblicke in diese Zeit zu bekommen, so bedrückend fand ich die Geschichte aber auch. Auch wenn es für Emma eine positive Wendung gibt, hat mich das Buch sehr nachdenklich gemacht und mich in einer melancholischen Stimmung zurückgelassen. Ob es für Kinder und Jugendliche – empfohlen ist das Buch für 12-15 Jährige – wirklich gute Unterhaltung bietet, weiß ich nicht, sicherlich aber öffnet es die Augen und lässt über diese andere Zeit nachdenken.

Mein Fazit
Ein interessantes Buch, das sich mit Kinderarbeit im 19. Jahrhundert in Bergwerken beschäftigt – vielleicht kein Buch, das einfach nur unterhält und schöne Lesestunden schenkt, sondern eher eines, dass eine düstere Stimmung schafft und nachdenken lässt über ein dunkles, wenn auch kleines Kapitel europäischer Geschichte. Durch den einfachen und gut zu lesenden Schreibstil ist das Buch sicherlich auch für Jugendliche geeignet, vor allem aber auch als Einstieg in das Genre historischer Roman. Man sollte aber wissen, worum es in diesem Buch geht, um nachher nicht enttäuscht zu sein, wenn man keinen spannenden Abenteuerroman geboten kriegt. Mir hat das Buch auf jeden Fall gefallen, und ich werde die Autorin weiter im Auge behalten.


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