[Rezension] Claire Winter - "Die verbotene Zeit"

Claire Winter - Die verbotene Zeit
Familiengeheimnisroman

Verlag: Diana-Verlag
Covergestaltung | Artwork: t.mutzenbach design, München unter Verwendung von Fotos von gettyimages /Keystone-France und shutterstock
ISBN-13: 978-3-453-29168-3
Seiten: 575 Seiten
Erschienen: 14. April 2015

Buchrückentext
„1975: Nach einem schweren Autounfall sind Carlas Erinnerungen wie ausgelöscht, und sie setzt alles daran, die verlorene Zeit zu rekonstruieren. Der Journalist David Grant behauptet, sie sei auf der Suche nach ihrer Schwester gewesen, die vor sechzehn Jahren spurlos an der Küste von Cornwall verschwand. Doch kann sie ihm vertrauen? Und was verbergen ihre Eltern vor ihr? Die Wahrheit führt Carla weit zurück in die Vergangenheit, in das Berlin der Dreißigerjahre, zu einer ungewöhnlichen Freundschaft und einer verbotenen Liebe, aber auch einer schrecklichen Schuld...“

Meine Meinung
Nachdem mich „Die Schwestern von Sherwood“ ja komplett überzeugt hatten, war ich natürlich neugierig auf das neue Buch der Autorin. Und auch dieses hat mir wirklich gut gefallen!

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, und beide haben mich fesseln und begeistern können, vor allem, weil sie geschickt ineinandergreifen und nach und nach ein großes Ganzes ergeben. Im Jahr 1975 hat Carla nach einem Autounfall ihre Erinnerungen an die letzten Monate verloren, und versucht nun, diese wiederzufinden. Dabei stößt sie auf mehrere Geheimnisse, doch die Wahrheit will ihr keiner sagen. Sowohl ihr Ehemann Tom als auch ihr Vater Paul meinen, sie schützen zu müssen. Doch vor was? Ihre Nachforschungen führen sie in eine längst vergangene Zeit, nach Berlin in die 30er Jahre und die Zeit des Zweiten Weltkrieges, auf eine tiefe Freundschaft und ein bislang gut gehütetes Geheimnis. 

Immer abwechselnd gibt es Kapitel, die in den 70er Jahren und in der Kriegszeit spielen. Den Kapiteln vorangestellt sind immer der Name der Person, um die es gerade geht und auch die Jahreszahl, so dass man wirklich nicht durcheinander kommen kann. Davon abgesehen wurden die verschiedenen Figuren aber auch so gut eingeführt und sind unverwechselbar, dass der Wechsel der Erzählstränge überhaupt kein Problem ist.

Die Charaktere sind alle gut gezeichnet, wobei mir die Figuren aus der Kriegszeit nochmal besser gefallen haben. Das liegt aber sicherlich auch an der schicksalshaften Geschichte, und daran, dass mich immer wieder fasziniert, zu was Menschen fähig sind, wenn sie in schweren Zeiten stecken und in die Enge getrieben werden und was sie zu erleiden vermögen. Gerade bei Geschichten, die zur Zeit der Judenverfolgung spielen, finde ich dieses Phänomen immer wieder sehr prägnant. Und auch diese Geschichte rund um Edith und Dora, den Juden Jules, Max und Paul, um ihre Freundschaft und Liebe, ihren Widerstand und die Gefahr, in der sie lebten, hat mich wirklich berührt und beschäftigt. Demgegenüber bleiben die Charaktere der 70er Jahre fast ein bisschen blass, auch wenn mir Carla nicht unsympathisch ist – ganz im Gegenteil. Ihre Beharrlichkeit und Ausdauer hat mich wirklich beeindruckt und auch sie steckt ja durch ihre Amnesie in einer außergewöhnlichen Situation, die sie antreibt und nicht aufgeben lässt.

Der Schreibstil ist zwar einfach, dafür aber angenehm zu lesen und hat mich durch die Seiten fliegen lassen. Schon direkt zu Anfang war ich drin in der Geschichte und durch die geschickte Verquickung der beiden Erzählstränge konnte ich das Buch auch kaum aus der Hand legen. Nach und nach erschließen sich die Geheimnisse und die Fäden laufen zusammen. 

Es gibt nur eine Sache, die ich bei diesem Buch schade fand: Für mich gab es kaum Überraschungen und Wendungen, vieles habe ich schon früh geahnt und war daher nicht überrascht von der Auflösung der Geheimnisse. Ob es daran liegt, dass ich schon viele Romane dieser Art gelesen habe oder daran, dass der Plot vielleicht doch zu vorhersehbar gestaltet ist, kann ich nicht sagen. Dennoch aber war die Geschichte spannend, denn natürlich wollte ich wissen, ob meine Vermutungen denn auch richtig sind. Und gepackt hat mich das Buch wirklich von der ersten Seite an – und die Spannung steigert sich stetig, bis sich am Ende alles auflöst.

Auch wenn ich persönlich einiges vorhersehbar fand und dafür auch einen halben Stern abziehe, empfehle ich dieses Buch dennoch allen, die Geschichten mit mehreren Erzählsträngen mögen und die gerne Familiengeheimnissen auf den Grund gehen möchten. 

Mein Fazit
Eine berührende Geschichte zum Eintauchen und Mitraten – wenn man Bücher mit mehreren Handlungssträngen und Familiengeheimnissen mag. Ich fand einiges zwar vorhersehbar, dennoch aber war ich gefesselt und habe das Buch geradezu verschlungen. Der angenehme Schreibstil und die gut gestalteten Charaktere lassen dieses Buch zu einem wahren Leseerlebnis werden – einen halben Stern ziehe ich nur wegen der Vorhersehbar ab. Dennoch aber gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung!


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