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[Rezension] Alessandro D'Avenia - "Weiß wie Milch, rot wie Blut"

Alessandro D'Avenia - Weiß wie Milch, rot wie Blut
Gegenwartsliteratur

Verlag: btb
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagabbildung: mauritius images /Trigger images
ISBN-13: 978-3-442-77483-1
Seiten: 287 Seiten
Erschienen: 14. Januar 2013
Originaltitel: „Bianco come il latte, rossa come il sangue“
Übersetzer: Verena von Koskull

Buchrückentext
„Leo ist 16 und fest davon überzeugt, Löwenkräfte zu besitzen, doch er hat einen Feind, der ihm zusetzt: die Farbe Weiß. Weiß ist die Stille, die Sehnsucht und die Einsamkeit. Rot dagegen ist die Farbe der Liebe, der Leidenschaft, des Blutes. Rot sind auch die Haare von Beatrice, die er anbetet, doch dann erkrankt sie schwer an Leukämie…“

Meine Meinung
Nach „Die Welt ist eine Muschel“ war ich neugierig auf diesen Roman von Alessandro D’Avenia – und auch diese Geschichte hat mich nicht enttäuscht. 

Es ist ein leises und ruhiges Buch, das aber dennoch sehr berührt – die Geschichte des 16-jährigen Leo, der seine erste Liebe entdeckt und dabei aber auch das Leben in all seinen Facetten kennenlernen muss. Es geht um viele Themen in dieser Geschichte – um die erste Liebe, genauso wie um Freundschaft, um das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, um Träume, Phantasie und Realität. 
Die Geschichte ist sehr eindringlich aus Sicht von Leo erzählt – und auch wenn meine Jugend schon länger zurückliegt, konnte ich mich in Leo gut hineinversetzen. Ich habe mit ihm gelitten und gelebt, ihn in sehr vielen Punkten gut verstanden und mich an meine eigene Jugend erinnert gefühlt - mit allen Gefühlen, der Zerrissenheit, den Träumen und den Ängsten. 

Zunächst hatte ich einige Probleme mit der Sprache, denn Leo schreibt, wie er denkt und fühlt – in kurzen Sätzen, oft sehr umgangssprachlich – aber die Sprache passt einfach zu ihm und seiner Gedankenwelt. Doch auch schon zu Beginn blitzen immer wieder tiefgründige Gedanken hervor, Sätze voller Poesie und Tiefsinnigkeit – und je mehr Leo sich selbst und das Leben kennenlernt, desto differenzierter und eindringlicher wird auch seine Sprache. Ich habe wirklich jede Seite genossen, immer wieder innegehalten beim Lesen, um nachzudenken über das, was gerade geschieht, in Erinnerungen zu schwelgen oder aber auch einfach nur, um die Poesie und die Weisheit des Textes in mich aufzunehmen.

Ich fand Leo als Charakter toll gestaltet – vor allem seine Entwicklung innerhalb der Geschichte ist beeindruckend und dennoch aber authentisch. Anfangs war er nur verzweifelt und wirkte sehr hilflos – im Verlauf aber entdeckt er die Kraft der Liebe, der Träume und der Freundschaft, aber auch den Schmerz, wenn etwas davon zerbricht. Auch wenn die anderen Figuren nur wenig gestaltet sind, wirken sie doch sehr präsent und stark – egal ob ich da an Silvia, Leos beste Freundin denke, an Beatrice, in die er sich verliebt, oder auch an Leos Eltern, die mir ebenfalls gut gefallen haben. Toll war aber auch der Träumer, ein Lehrer Leos, der ihm immer wieder Gedankenstupser gibt und Leo so auf den richtigen Weg bringt.

Die Geschichte ist eine traurige, die Atmosphäre oft verzweifelt und melancholisch - und trotzdem habe ich am Ende ein gutes Gefühl, eine Zuversicht, dass Leo seinen Weg finden wird. Vor allem aber habe ich die vielen tollen Sätze und Weisheiten genossen, die wunderbare Sprache, die mal verzweifelt und mal kraftvoll ist, aber immer wieder mitten ins Herz trifft und die tollen Themen, die zeigen, wie wunderbar, aber auch wie schwierig das Leben manchmal sein kann.

Mein Fazit
Auch wenn die Geschichte an vielen Stellen traurig und melancholisch ist, spendet sie doch Kraft und Zuversicht. Ich habe mich in ihr einfach sehr wohl gefühlt, habe mit dem sympathischen Leo mitgelitten und ihn auf seiner Entdeckung der Liebe und des Lebens gerne begleitet. Es ist vor allem der Schreibstil, der die Geschichte zu etwas besonderem macht und auch nach Zuklappen des Buches immer noch bei mir nachhallt. Wer also auch ruhige Geschichten mag, die nachdenklich machen und die einen in einem poetischen Schreibstil suhlen lassen, der sollte sich dieses Buch einmal anschauen.  


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